Alexandra Maurer (*Name auf Wunsch der Patientin geändert), 39 Jahre und Mutter von zwei Töchtern, war in den vergangenen vier Jahren auf der Suche nach dem Grund ihrer starken Unterbauchschmerzen, die ihre Lebensqualität erheblich minderten. Ein Artikel in einem Gynäkologie-Fachmagazin, geschrieben von u.a. drei Chefärzten des Winterbergs, gab ihr Hoffnung – und einen OP-Termin. Jetzt blickt die Physiotherapeutin in eine wohl schmerzfreie Zukunft. Dankbar blickt sie auf ihre Zeit im Klinikum Saarbrücken, wo sie vor allem die interdisziplinäre Teamarbeit beeindruckt hat: „Hier sind alle eins.“
Auf dem Winterberg fand Alexandra Maurer die Hilfe, nach der sie so lange gesucht hatte. Von Arzt zu Arzt, von Spezialist zu Spezialist war sie vier Jahre lang unterwegs, der Leidensdruck wurde immer größer, das Buch, in dem sie ihre medizinischen Daten sammelte, immer dicker. „Das waren vier Mal 365 Tage, die mich und meine Familie richtig Kraft gekostet haben“, sagt die 39-Jährige. An ihrem Entlassungstag aus dem Klinikum Saarbrücken sitzt sie da, die Koffer schon gepackt, sie lächelt und schaut aus dem achten Stock ins Grüne. „Es ist jetzt wie eine Befreiung“, sagt Alexandra Maurer. Es ist Tag 1 nach einer radiologischen Katheterbehandlung, bei der die krampfaderartig erweiterte Eierstock-Vene über einen kleinen Kunststoffschlauch, welcher über die Leistenvene eingeführt und bis in die Eierstock-Vene vorgeschoben wird, mit kleinen Metallspiralen und Gewebekleber verschlossen wurde.
"Bilde ich mir das alles nur ein?"
Ihr Leidensweg begann 2018, als sie nach einem Skiurlaub plötzlich Schmerzen im linken Unterbauch bekam, die einfach nicht mehr weggehen wollten. „Mir konnte niemand helfen“, berichtet sie, „ich ging von Gynäkologen zu Gefäßchirurgen zu Orthopäden – alle sagten, da sei nichts zu finden“. Damit gab sich die sportbegeisterte Münsterländerin, die eine Physiotherapie-Praxis hat, nicht zufrieden: „Mein Leben war stark eingeschränkt, Sport war nicht möglich – im Stehen und im Sitzen hatte ich sehr große Schmerzen.“ Sie recherchierte immer weiter, wurde aber nicht fündig, begann zu grübeln: „Manchmal fragte ich mich: Oder bilde ich mir das alles nur ein?“
Was sie brauchte, war jemand, der interdisziplinär die Fäden zusammenführt – und weiß, wie man Abhilfe schaffen kann. Der Artikel „Pelvines venöses Kongestionssyndrom: MR-Diagnostik und interventionelle Behandlungsmöglichkeiten“ im Thieme-Fachblatt „Gynäkologie und Frauenheilkunde“ , geschrieben unter anderem von drei Chefärzten des Winterbergs, weckte die Aufmerksamkeit ihrer nordrhein-westfälischen Gynäkologin und nach einem kurzen Telefonat mit Saarbrücken war die Reise ins Saarland für den Eingriff fix.
"Hier sind alle eins"
„Endlich war da jemand, der wusste, von was ich spreche“, sagt Alexandra Maurer, die sich von der interdisziplinären Teamarbeit im Klinikum fasziniert zeigte: „Hier sind alle eins“, sagt sie, „das hat mich echt beeindruckt. Ein Zusammenspiel aus Gynäkologie, Gefäßchirurgie, interventioneller Radiologie – und alle haben sich für mich und meine Beschwerden verantwortlich gefühlt und eingesetzt“.
Zurecht, denn das „pelvine venöse Kongestionssyndrom“ ist genauso, wie es sich anhört: Es verursacht Frauen im gebärfähigen Alter quälende Schmerzen im Unterleib. Meist liegt eine venöse Funktionsschwäche einer Eierstock-Vene vor, wodurch sich der venöse Druck im kleinen Becken stark erhöht und sich Krampfadern um die Gebärmutter bilden. Diese können starke Schmerzen besonders im Stehen, in Linksseitenlage, beim Geschlechtsverkehr oder beim Pressen etc. auslösen.
Spezielle Bildgebung war entscheidend
Oft dauert es aber sehr lange, bis dies entdeckt wird: „Das pelvine venöse Kongestionssyndrom ist eine wenig bekannte, aber letztlich häufige Ursache für Unterleibsschmerzen“, heißt es im Fachartikel unter Beteiligung u.a. von Radiologie-Chefarzt Prof. Dr. Elmar Spüntrup, Michael Steffen und PD Dr. Thomas Petzold (neuer und ehemaliger Chefarzt der Klinik für Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie).
Bei entsprechenden Beschwerden kann der Gynäkologe oft schon im Ultraschall die krampfaderartig erweiterten Venen neben der Gebärmutter erkennen. Wenn andere Ursachen für die Schmerzen ausgeschlossen sind, kann sich die Patientin in einem spezialisierten Zentrum vorstellen. Am Klinikum Saarbrücken wurde ein spezielle MR-Technik entwickelt und etabliert, mit der in den meisten Fällen bereits vorab nichtinvasiv die Diagnose gesichert werden kann. „Dies war bei unserer Patientin entscheidend“, sagt Prof. Dr. Elmar Spüntrup, Chefarzt des Instituts für Radiologie, „auf den zahlreichen Vor-MRTs, die sie aus Nordrhein-Westfalen mitgebracht hatte, war der entscheidende Befund nicht erkennbar. Es war nicht nur die Eierstock-Vene betroffen, sondern als seltene Variante eine weitere Vene, welche ebenfalls funktionsgestört war. Mit den neuen MRT-Aufnahmen konnten wir die radiologische Intervention direkt für den Folgetag planen und erfolgreich durchführen.“
Was genau geschieht bei dem Eingriff?
Beim Eingriff werden im Rahmen einer radiologischen Intervention die geschwächten („insuffizienten“) Venen verschlossen, damit sich kein Blut mehr über diese Venen zurück ins Becken drückt und Schmerzen verursacht. In neun von zehn Fällen kann eine signifikante Beschwerdereduktion oder Beschwerdefreiheit erreicht werden.
Was können Betroffene tun?
Sich beim Gynäkologen oder niedergelassenem Venenspezialisten vorstellen, nach Varizen am Uterus fragen, und sich dann ggf. in einem Zentrum melden, bei uns auf dem Winterberg beispielsweise im Sekretariat der Klinik für Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie, Tel. 0681/963-2921.