Perspektivisch soll der "Papier-Wahnsinn" ein Ende haben: Das Klinikum Saarbrücken hat mit Gerhard Schaller ein neues Team-Mitglied, das die Digitalisierung vorantreiben soll. Digitalisierung im Krankenhaus ist ein zentrales Großprojekt für das gesamte Haus - so sagt es auch Dr. Christian Braun, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor auf dem Winterberg: "Es bedeutet vor allem die Abkehr von dem Satz „Das haben wir schon immer so gemacht“. Denn nicht nur das kritische Hinterfragen vermeintlich bewährter Strukturen und Prozesse, sondern die Bereitschaft zur Veränderungen sind letztlich erfolgsentscheidend."
Deutschlands Krankenhäuser lägen nicht nur im internationalen Vergleich beim Digitalisierungsgrad weit zurück, auch mit Blick auf anderen Branchen gäbe es erheblichen Nachholbedarf, sagt Braun: "Deshalb wollen wir von den Besten lernen und haben einen Experten aus der Automobilindustrie mit der digitalen Transformation des Klinikums betraut."
Die richtigen Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Gerhard Schaller hat viele Jahre Erfahrung als Prozessmanager in der Automobilbranche, zum Beispiel bei Ford in Detroit und Köln - er hat 30 Jahre lang in Spitzenpositionen in der Automobilindustrie gearbeitet, die bei der Digitalisierung weltweit die Maßstäbe gesetzt hat. „Noch immer ist die Automobilindustrie bei der Digitalisierung vielen anderen Branchen weit voraus“, sagt Schaller. Er sagt: "Digitalisierung ist, vereinfacht gesagt, die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt per Knopfdruck parat zu haben, um Entscheidungen treffen zu können." Die Methodiken aus der Industrie seien hier durchaus übertragbar - denn das Ziel sei dasselbe: "Zeit gewinnen, keine Zeit verschwenden und Effizienz steigern."
Umsetzung beginnt im kommenden Frühjahr
Der Zeitplan ist sportlich: Aktuell ist die Analyse- und Recherche-Phase abgeschlossen und die konkrete Konzeption läuft. Ab Frühjahr 2025 geht es in die Umsetzung.
Elementar ist für Gerhard Schaller, die definierten Arbeitsschritte und die dadurch entstehenden Potenziale in Prozessketten und -abläufe zu übersetzen: "Eine neue Software alleine nutzt nichts, man muss die Prozessabläufe verstehen und analysieren und schauen, wie und wo es besser geht. Wie können wir schneller werden und gleichzeitig noch besser informiert sein? Welche Arbeitsschritte kann ich in welchem Prozess bündeln? Wer benötigt überhaupt wann welche Informationen? Digitalisierung ist mehr als nur mit dem Tablet über die Station laufen."
Bei der Digitalisierung des Klinikums ist eine große Projektgruppe, letztendlich aber alle Beschäftigten, involviert. Seit seinem Arbeitsantritt am 1. April hat Schaller im Haus bereits viele Arbeitsabläufe und Entscheidungsprozesse, insbesondere den Informationsaustausch und das Fehlermanagement, analysiert und auch eine "Wunschliste" der verschiedenen Berufsgruppen notiert. Diese beteiligen sich rege an dem Projekt Digitalisierung: "Es ist eine große Leidenschaft und viel Engagement in den Teams vorhanden", sagt Schaller: "Ich bin davon überzeugt, dass das Projekt ein Erfolg wird."
Dr. Christian Braun sieht sich in seinem Ansatz, in diesem Fachbereich von anderen erfolgreichen Branchen zu lernen, bestätigt: "Es ist das Gebot der Stunde, dieses Thema konsequent zu bearbeiten. Wer es nicht tut, wird den Strukturwandel verpassen."
Die Saarbrücker Zeitung hat darüber in der Printausgabe vom 24. Juni 2024 berichtet (Seite B1) und auch online (Link mit Bezahlschranke).