Unsere Hände haben eine Schlüsselrolle bei übertragbaren Erkrankungen, denn etwa 80 Prozent aller Infektionskrankheiten werden über die Hände übertragen. Der 5. Mai rückt jährlich diese wichtige Tätigkeit am „Internationalen Tag der Händehygiene“ in den Fokus – 5. Mai deshalb, weil das Datum symbolisch für die zweimal fünf Finger des Menschen steht.
Der Mensch besteht aus zehn Billionen Zellen – das ist eine 1 mit 13 Nullen. Zehnmal so viele Bakterien haben es sich im Laufe der Evolution in und auf uns gemütlich gemacht. Grob gerechnet machen sie zwei Kilogramm unseres Körpergewichtes aus. „Die meisten dieser Bakterien sind Mitbewohner (Kommensalen) oder Lebenspartner (Symbionten), die uns nicht schaden bzw. sogar nützlich sind. Sie sorgen z.B. für eine gesunde Darmflora oder eine Barriere (Hautflora) auf der Haut und wehren krankmachende Keime ab“, sagt unser Hygieneteam.
Krankmachende Keime werden am häufigsten über die Hände verbreitet. Manche Keime werden erst dann gefährlich für Menschen, wenn sie über die Hände an den „falschen Ort“ gelangen, z.B. das Kolibakterium „Escherichia coli“ (E.coli): Im Darm agiert er als „harmloser“ Symbiont, gelangt er aber über die Hände in eine Wunde, wird er zum echten Problem. Eine mögliche Lösung: Regelmäßiges und richtiges Händewaschen, sowohl zu Hause, unterwegs – und besonders im Krankenhaus. Denn hier ist Hygiene besonders wichtig, nicht nur zu Corona-Zeiten.
Die meisten Infektionen finden über die Hände statt
80 Prozent der im Krankenhaus erworbenen Infektionen (so genannte „nosokomiale Infektionen“) finden über die Hände statt. Die wichtigsten Erreger hier sind das Bakterium „Staphylococcus aureus“, die gefährlichste der zahlreichen Arten von Staphylokokken, Kolibakterium E. coli, Klebsiella, Pseudomonas, Noro- und Grippeviren. Deshalb ist die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung von zusätzlichen Infektionen innerhalb der Klinik die Händedesinfektion – in Pandemie-Zeiten ist dies auch im privaten Bereich sinnvoll.
Im Klinikum Saarbrücken desinfiziert sich das Personal der chirurgischen Normalstationen im Schnitt pro Patient pro Tag 10 bis15 Mal die Hände. Je nach Größe der Station und Anzahl der behandelten Patienten entspricht das einem Verbrauch von 200 bis 350 Liter Händedesinfektionsmittel im Jahr auf jeder Station.
Patienten der Intensivstationen sind anfälliger für Infektionen, müssen aber gleichzeitig intensiver behandelt und gepflegt werden. Deshalb ist die Hygienemaßnahme Händedesinfektion hier noch wichtiger. Auf den Intensivstationen unseres Zentrums für Intensiv- und Notfallmedizin sind es durchschnittlich 64 Händedesinfektionen pro Patient pro Tag. Hier gibt es einen Jahresverbrauch von 1000 bis 1200 Liter an Händedesinfektionsmittel auf jeder Station.
Bakterien vermehren sich exponentiell
Insgesamt werden auf dem Winterberg etwa 7600 Liter Händedesinfektionsmittel nur in den „bettenführenden“ Abteilungen, also auf den Stationen, verbraucht.
Was hinzukommt: Bakterien sind schlau. Sie vermehren sich nicht linear, sondern exponentiell. Beispielsweise vermehrt sich das E.coli-Bakterium alle 20 Minuten: Aus einen Bakterium auf der Hand werden nach 140 Minuten bereits 128 Bakterien.
Diese Zahlen machen deutlich, wie wichtig Händehygiene ist. Was jeder tun kann, ist regelmäßiges Händesäubern: mit Wasser und Flüssigseife 20 bis 30 Sekunden waschen.
Händewaschen ist insbesondere nach folgenden Situationen empfehlenswert:
- Nach dem nach Hause kommen
- Nach dem Besuch der Toilette
- Nach dem Wechseln von Windeln oder wenn Sie Ihrem Kind nach dem Toilettengang bei der Reinigung geholfen haben
- Nach dem Naseputzen, Husten oder Niesen
- Nach dem Kontakt mit Abfällen
- Nach dem Kontakt mit Tieren, Tierfutter oder tierischem Abfall
Immer vor…
- den Mahlzeiten
- dem Hantieren mit Medikamenten oder Kosmetika
Immer vor und nach…
- der Zubereitung von Speisen sowie öfter zwischendurch, besonders, wenn Sie rohes Fleisch verarbeitet haben
- dem Kontakt mit Kranken
(Quelle: www.infektionsschutz.de)
Kein Schmuck, kein Nagellack
Beim Reinigen mit Händedesinfektionsmittel bitte beachten:
- 3 bis 5 ml Händedesinfektionsmittel (etwa so viel wie in die hohle Hand passt)
- 30 Sekunden in den Händen verreiben, die Haut muss während dieser Zeit immer feucht sein. Keine Stelle vergessen.
- Besonders auf Nagelfalzen und Fingerkuppen achten.
Eine Händedesinfektion kann nur dann wirksam durchgeführt werden, wenn kein Schmuck an den Händen getragen wird. Nagellack und Gelnägel sind perfekte Nährböden für Keime. Beste Informationen zur Händehygiene im Alltag unter: https://www.infektionsschutz.de/hygienetipps.html