Seit 10 Jahren Opferambulanz am Klinikum Saarbrücken

Pressemitteilung /

Von der Idee zur Umsetzung – vor zehn Jahren wurde die Opferambulanz auf dem Winterberg etabliert.

In der Opferambulanz am Klinikum Saaarbrücken werden körperliche Verletzungen der Betroffenen von erfahrenen Rechtsmedizinern des gemeinnützigen Vereins gerichtsverwertbar dokumentiert.

Die Rechtsmediziner der Opferambulanz dokumentieren körperliche Verletzungen, die durch gewalttätige Übergriffe verursacht wurden, neutral und kostenfrei. Neutral bedeutet, dass während der Vorstellung in der Opferambulanz die Verletzungen unkommentiert und ohne Bewertung dokumentiert werden. Es geht erstmal darum, die Verletzungen zu erfassen und die Beweise gerichtsverwertbar zu sichern, so dass zu einem späteren Zeitpunkt Anzeige erstattet werden kann. Die Ärzte der Opferambulanz unterliegen der Schweigepflicht, eine Weitergabe der erhobenen Befunde bedarf einer vorherigen Entbindung von der Schweigepflicht. „Für die Opfer ist die Beweismittelsicherung ein wichtiger Schritt, die Dokumentation der Verletzungen macht die Gewalt greifbar. Die Möglichkeit der Anzeige bleibt auch zu einem späteren Zeitpunkt erhalten“, berichtet Dr. Daniela Bellmann. 

In der Opferambulanz stellen sich erwachsene Personen jeden Alters vor, die in irgendeiner Weise Gewalt erfahren haben. Das Geschlechterverhältnis hält sich die Waage. Die meisten Menschen, die sich bei ihr vorstellen, kommen über die Zentralen Notaufnahmen der saarländischen Krankenhäuser sowie über niedergelassene Ärzte. Diese beraten die Betroffenen hinsichtlich weiterer Möglichkeiten, eine ist die Opferambulanz mit Beweismittelsicherung. Vereinzelt kommen Betroffene direkt zu uns, ohne vorher in der einer der Notaufnahmen oder beim niedergelassenen Kollegen vorstellig gewesen zu sein. Da das Angebot kostenfrei ist, braucht man keine Überweisung oder Krankenversicherung.“

Die bei der Untersuchung berichteten Übergriffe ereignen sich sowohl im öffentlichen oder im beruflichen aber auch im häuslichen Bereich, wobei gerade die Gewalt im häuslichen Bereich häufig mit Scham besetzt ist und die Betroffenen den Kontakt zum Hausarzt oder bekannten Personen scheuen. Die Opferambulanz stellt dabei eine gute Möglichkeit zur professionellen Beweissicherung in einem für die Betroffenen sicheren Umfeld dar.

„Es kommt in allen gesellschaftlichen Schichten vor und ist nicht selten“, sagt Dr. Daniela Bellmann, Geschäftsführerin der Rechtsmedizin am Klinikum Saarbrücken (REMAKS). Sie spricht von häuslicher Gewalt. „In Zeiten des Lockdowns ist es für uns ganz schwer einzuschätzen, wie die Situation wirklich ist“, sagt die Fachärztin für Rechtsmedizin. Sie ist eine der Ansprechpartnerinnen des gemeinnützigen Vereins „Opferambulanz“, die sich 2011 am Klinikum Saarbrücken in den Räumlichkeiten von REMAKS etabliert hat. Das Schild „Opferambulanz“, das 180 Meter vor dem Haupteingang auf dem Winterberg steht, kennen die meisten. Diesem Schild folgen pro Jahr rund 100 Personen, die Hilfe brauchen. Sichtbare Verletzungen sind Hämatome, also blaue Flecken, Knochenbrüche sind seltener. Meist wird mit der Faust oder der Hand geschlagen.  „Aber aktuell stellen sich nur wenige Opfer von körperlicher Gewalt vor. Diese Situation ist alarmierend und macht mir ein schlechtes Bauchgefühl“, sagt Dr. Daniela Bellmann. Mit ihrer Geschäftsführungs-Kollegin Susanne Kirsch hat sie das Projekt „Opferambulanz“ vor zehn Jahren auf den Weg gebracht und zwischenzeitlich viele Mitstreiter, beispielsweise den „Weißen Ring“, gefunden, die diese wertvolle Arbeit unterstützen.

Die Beweismittelsicherung

Eine Beweismittelsicherung dauert etwa 40  Minuten und kann auch zeitversetzt zur Tat erfolgen. Solange die Folgen der körperlichen Gewalt sichtbar sind, wie beispielsweise Blutergüsse, Prellungen, Kratzer, ist eine Vorstellung in der Opferambulanz sinnvoll. Der Verein finanziert sich über Spenden und Bußgeld-Zuweisungen, die in der Regel im Rahmen von geringfügigeren Körperverletzungsdelikten von den Gerichten als Bußgelder verhängt werden.

Der Weg zu uns

Zu finden ist der gemeinnützige Verein „Opferambulanz“ auf dem Winterberg im Untergeschoss der Kinderklinik in den Räumlichkeiten der Rechtsmedizin am Klinikum Saarbrücken. Erreichbar montags bis freitags zwischen 8:30 und 16 Uhr unter 0681 / 963 2913.  Außerhalb dieser Zeiten finden Betroffene medizinische Hilfe in den Bereitschaftsdienstpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung sowie in den Notaufnahmen der Krankenhäuser, eine Beweismittelsicherung wird dort allerdings nicht vorgenommen.

Weitere Infos gibt es im Netz unter http://www.opferambulanz-saarland.de

Spendenkonto bei der Sparkasse Saarbrücken, IBAN: DE15590501010067079616, BIC: SAKSDE55

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Dr. Daniela Bellmann (links) und Susanne Kirsch
Dr. Daniela Bellmann (links) und Susanne Kirsch engagieren sich seit zehn Jahren für die Opferambulanz am Klinikum Saarbrücken.