Einer der weltweit führenden Lungenchirurgen hat gestern auf dem Winterberg mit unserem Thoraxchirurgen Alexander Gamrekeli, Sektionsleiter Thoraxchirurgie des Zentrums für Thoraxmedizin, sowie dessen Assistenzarzt Fernando Ramirez-Fragoso operiert. Das Klinikum Saarbrücken hat Dr. Diego Gonzalez Rivas aus Spanien für einen komplizierten - weil sehr selten und technisch sehr anspruchsvoll – Eingriff eingeladen, um gerade im Bereich minimal-invasiver OP-Techniken neue Wege zu gehen. Am vergangenen Donnerstag wurde so eine erst 35-jährige Patientin an einem Lungentumor operiert.
Der spanische Mediziner ist Facharzt für Thoraxchirurgie am Krankenhaus Quirónsalud im spanischen La Coruña und weltweit bekannt für seine innovativen Operationsmethoden in der Lungenkrebschirurgie. Er hat in den vergangenen Jahren die minimal-invasive Entfernung von Lungenkrebs mit der so genannten „Uniportal Video-Assistierten Thorakoskopie“ - der OP-Zugang über nur einen einzigen Schnitt (uVATS) – beständig weiterentwickelt. Er operierte jetzt gemeinsam mit seinen Saarbrücker Kollegen. Dr. Diego González Rivas war der weltweit erste Chirurg, der (2010) anatomische Resektionen mittels uVATS durchführte. Diese Operationstechnik ist weltweit wegweisend, da sie es ermöglicht, sehr komplexe Tumore über eine einzige Einschnittstelle zu entfernen.
Jetzt beginnt "Leben 2.0"
Die Operation, um die es am Donnerstag auf dem Winterberg ging, heißt „double sleeve“ – übersetzt in medizinisches Deutsch: „Oberlappenresektion mit doppelter Manschette oder Manschettenresektion“ – allgemeinverständlich: eine gewebesparende Operationsmethode bei Lungenkrebs. „Mit der offenchirurgischen Methode beherrschen wir diesen Eingriff selbstverständlich“, erklärt Sektionsleiter Alexander Gamrekeli, „jedoch nicht in uVATS-Technik – das ist sehr selten und technisch sehr anspruchsvoll. Hierbei werden der Bronchus und die Lungenarterie komplett durchtrennt, um den vom Tumor befallenen Anteil manschettenförmig zu resezieren und die Strukturen anschließend wieder zusammenzunähen“.
Patientin Sarah Preußner, 35 Jahre alt, ist 24 Stunden nach dem großen Eingriff und einer Nacht unter intensivmedizinischer Überwachung heute auf der Normalstation – und fit. Sie ist nun befreit von ihrem neuroendokrinen Tumor, der den kompletten Oberlappen-Bronchus belegt und somit für wiederholte Pneumonien der Patientin gesorgt hatte – „das hatte meine Lebensqualität erheblich eingeschränkt“, sagt sie. Jetzt freut sie sich auf ihr Leben 2.0.
Was sind neuroendokrine Tumore (NET)?
Neuroendokrine Tumore sind seltene Tumoren, die aus hormonbildenden Zellen entstehen und meist selbst Hormone, Überträger- oder Botenstoffe produzieren. Ausgangspunkt sind sogenannte neuroendokrine Zellen, die aus dem Nervensystem stammen und Überträgerstoffe, Botenstoffe oder Hormone ausschütten. (Quelle: Deutsche Krebsgesellschaft)