„An das Gefühl ohne den Monitor mussten wir uns erst mal gewöhnen“, erzählt Anice Derbas, die am 6. April 2024 Mutter einer viel zu früh geborenen Tochter wurde. Heute sieht man Zerin das Geburtsgewicht von 980 Gramm nicht mehr an. In der Entwicklung kann sie sich noch nicht mit gleichaltrigen Säuglingen messen, ist aber dank der Frühförderung auf dem besten Wege dorthin. Ihre Eltern, Anice und Rehber, sind in ihre neue Rolle als Eltern eines zu früh geborenen Kindes reingewachsen. „Neben der pflegerischen und medizinischen Behandlung unserer Tochter haben wir während der Zeit auf dem Winterberg sehr viel Unterstützung und Hilfe erfahren“, berichten die Eltern. „Wir sind gemeinsam mit unserer Tochter ‚gewachsen‘ und haben die Entwicklungsschritte durchlebt.“ Geholfen hierbei haben beispielsweise die sogenannten Meilensteine, die die Entwicklung der Kinder flankieren, wie beispielsweise das Erreichen der ersten 1000 Gramm. „Zudem wurden wir durch die Sozialmedizinische Nachsorge auf den Tag der Entlassung nach Hause und darüber hinaus vorbereitet“, berichtet Zerins Mutter. „Wir sind dankbar für diese besondere Unterstützung. Diese gibt uns Sicherheit und Struktur im Umgang mit Zerins Gesundheit über den klinischen Aufenthalt hinaus. Und sie tut uns als Eltern gut.“
Rückblick:
Knapp elf Wochen zu früh wurde Zerin in der 30. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt auf dem Winterberg geboren. Am Tag der Routine-Vorsorge beim niedergelassenen Gynäkologen ging es der schwangeren Anice nicht gut. „Mir war unwohl, ich fühlte mich nicht gut“, erzählt die 24-Jährige. Die Ursache für das Unwohlsein wurde bei der Untersuchung schnell gefunden, der Blutdruck der werdenden Mutter war viel zu hoch. Mit dem Rettungswagen wurde sie in die nächstgelegene Klinik mit angeschlossener Geburtsklinik gebracht, die direkt die drohende, viel zu frühe Geburt erkannt hat.
Zerin bekam noch im Bauch ihrer Mama die „Lungenreife-Spritze“, danach ging es direkt in eine Geburtsklinik, die auf solch kleine Frühchen spezialisiert ist – auf den Winterberg. Hier gibt es das Perinatalzentrum Level 1, das ist die höchste Versorgungsstufe für kleinste Früh- und Neugeborene, und genau für solche Situationen wie bei Anice und Zerin gedacht.
Anices Gesundheitszustand verschlechterte sich weiter, es konnte aber noch die zweite Lungenreifespritze im Bauch verabreicht werden. Die diagnostizierte Präeklampsie, eine Schwangerschaftsvergiftung, schritt immer weiter fort, aus medizinischen Gründen entschied man sich nach drei Tage zum Kaiserschnitt. „Zerin musste geholt werden und brauchte direkt nach der Geburt intensivmedizinische Behandlung“, berichtet Anice Derbas. „Die Zeit war von Ängsten um die Kleine geprägt, ein tägliches Auf und Ab.“ Kurz vor dem eigentlichen Entbindungstermin konnte Zerin nach Hause entlassen werden. „Die Verlegung auf den Winterberg war das Beste, was uns passieren konnte. Unsere Tochter wurde mit Umsicht und Herz versorgt und wir als Eltern aufgefangen – alle waren rund um die Uhr für uns da und halfen uns in dieser neuen Situation.“
Geboren im Perinatalzentrum Level 1
Hier macht sich die jahrelange Erfahrung auf hohem Niveau in genau solchen Situationen bemerkbar. Im Perinatalzentrum Level 1 auf dem Winterberg arbeiten, insbesondere in solchen Fällen, alle beteiligten Bereiche Hand in Hand und geben den Eltern in dieser ungewohnten und beängstigenden Situation Halt. Der Übergang nach dem Krankenhausaufenthalt nach Hause markiert nochmals einen Einschnitt, den das Team der Sozialmedizinischen Nachsorge rund um Leiterin Anja Schneider engagiert begleitet. Dieses Angebot hat sich vor zehn Jahren im Klinikum Saarbrücken etabliert. Es ist für die Familien kostenfrei und saarlandweit einzigartig.
Eltern bieten die Kolleginnen der Sozialmedizinischen Nachsorge Unterstützung, wenn diese ein viel zu früh geborenes oder ein chronisch krankes Kind haben. Das Nachsorge-Angebot setzt im Anschluss an eine stationäre Krankenhausbehandlung im Klinikum Saarbrücken an und ist ein Bindeglied zwischen der Klinik und dem Zuhause. Die Eltern werden durch die gebündelte Wissensweitergabe und fachliche Begleitung in ihrer Kompetenz gestärkt und lernen, auf was es bei der Versorgung eines Frühchens ankommt. Rund um die Familie entsteht so ein Netz aus unterstützenden Angeboten und Therapien, das individuell auf die Bedürfnisse des Kindes und der Familie abgestimmt ist.
Weitere Informationen zur Sozialmedizinischen Nachsorge finden Sie hier.