Seien Sie nicht überrascht, wenn Sie sich zuerst sehr müde und schwach fühlen. Ihre Muskeln haben sehr viel an Kraft verloren, während Sie krank und nicht aktiv waren. Je länger Sie krank waren, desto schwächer werden Ihre Muskeln. Dieser Muskelverlust tritt bei Patienten, die künstlich beatmet werden mussten, noch schneller und intensiver auf. Auch kann dieser Vorgang durch bestimmte in der Intensivmedizin notwendige Medikamente verstärkt werden.
Möglicherweise haben Sie aufgrund dieses Muskelverlusts auch viel Gewicht verloren. Sie werden wieder zunehmen, sobald Sie sich wieder besser fühlen und wieder aktiver werden. Beginnen Sie frühestmöglich wieder Sport zu treiben. Schon regelmäßiges Gehen hat einen großen Trainingseffekt. Sie werden wieder fitter werden, aber es wird viel Zeit brauchen. Die Phase der körperlichen Erholung wird eher in Monaten als in Wochen gemessen. Es kann bis zu zwei Jahre dauern, bis Sie sich wieder richtig wohl fühlen. Setzen Sie sich bei Ihrer Genesung realistische Ziele. Wenn Sie anfangen ein Tagebuch führen, das Sie zu den Zeiten lesen können, in denen Sie sich nicht so gut fühlen, können Sie erkennen, wie viel Fortschritte Sie machen. Selbst wenn Sie sich nicht vollständig erholen, können Sie dennoch viel erreichen und nach der Zeit auf der Intensivstation ein erfülltes Leben führen. Versuchen Sie immer positiv zu denken, auch wenn sich krankheitsbedingt vieles an Ihrem Leben ändert.
Möglicherweise mussten wir bei Ihnen eine Tracheotomie durchführen. Das bezeichnet ein Verfahren, bei dem ein Loch in Ihren Hals gebohrt wird, um einen Schlauch einzuführen, der an ein Beatmungsgerät angeschlossen wird. Die Tracheotomie erleichtert Ihnen das Atmen und reduziert das Ausmaß der notwendigen künstlichen Beatmung. Wenn Sie tracheotomiert wurden, haben Sie eine Narbe am Hals, in die der Schlauch eingeführt wurde. Diese Narbe wird allmählich verblassen und weniger sichtbar sein. Machen Sie die Atemübungen, die Ihnen der Physiotherapeut aufgegeben hat, da diese Ihre Muskulatur stärken und einer Lungenentzündung vorbeugen.
Wenn Sie längere Zeit künstlich beatmet wurden, hat sich Ihre Stimme möglicherweise geändert. Zuerst kann Ihr Hals noch wund sein, also belasten Sie Ihre Stimme nicht all zu sehr. Versuchen Sie, sich beim Sprechen so weit wie möglich zu entspannen und dazwischen viel Wasser zu trinken. Möglicherweise haben Sie wunde Stellen auf den Wangen oder Einrisse an den Mundwinkeln, die durch das Klebeband verursacht werden, mit dem Ihr Beatmungsschlauch (Endotrachealtubus) an Ort und Stelle gehalten wurde. Möglicherweise haben Sie auch einen trockenen Mund, der durch Speichelmangel verursacht wird.
Ihre Haut kann nach Ihrer Krankheit für lange Zeit trocken sein oder jucken. Regelmäßige Befeuchtung kann helfen, dies zu stoppen.
Möglicherweise bemerken Sie Veränderungen an Ihrem Haar oder Sie beobachten starken Haarausfall. Dies ist nicht ungewöhnlich und kann sogar Monate nach dem Verlassen des Krankenhauses auftreten. Das Haar wächst normalerweise nach, kann aber dünner sein oder eine andere Farbe haben als zuvor.
Wenn Sie an einem Tropf gehangen waren oder andere Schläuche in sich hatten, können Sie blaue Flecken und Narben haben. Diese befinden sich normalerweise an Händen, Armen, Handgelenken, Hals, Leisten oder an den Seiten Ihres Brustkorbs. Möglicherweise haben Sie auch Blutergüsse auf dem Bauch aufgrund von Injektionen, die verhindern sollten, dass Ihr Blut in der Lunge gerinnt. Bei Bauchlagerung, die aufgrund von einem Lungenversagen notwendig werden kann, kann es zu Druckstellen im Gesicht und am Kopf kommen. Ein Teil dieser Wunden kann leider auch dauerhafte Narben zur Folge haben.
Veränderungen Ihres Gehörs, Geschmacks, Ihrer Berührung und Ihres Geruchssinns
Alle Ihre Sinne können durch Ihren Aufenthalt auf der Intensivstation beeinträchtigt werden:
Einige der Medikamente, die Sie möglicherweise verabreicht bekamen, verändern Ihr Gehör. Andere Arten von Medikamenten können für lange Zeit einen metallischen Geschmack im Mund hinterlassen. Möglicherweise wurden Sie durch einen Schlauch in Ihren Magen oder mittels Venentropf ernährt. Wenn Sie wieder normal essen und trinken, schmeckt das Essen deshalb möglicherweise stärker oder anders. Ihr Geruchssinn kann ebenfalls beeinträchtigt werden, da er eng mit Ihrem Geschmackssinn verbunden ist. Möglicherweise haben Sie schmerzende, trockene Augen, weil Sie lange Zeit sediert waren, oder Ihre Augenlider sind geschwollen, weil Ihnen verschiedene Flüssigkeiten verabreicht wurden, um Sie mit notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Dinge, die Ihre Haut berühren, können sich seltsam anfühlen und in Teilen Ihres Körpers kann es zu Kribbeln kommen. Dies kann durch einige der Medikamente verursacht werden, die Ihnen verabreicht wurden, oder durch die Reaktion Ihres Körpers auf Ihre Krankheit. Viele dieser Änderungen sind normalerweise vorübergehend und sollten mit der Zeit verschwinden.
Während Ihrer Behandlung auf der Intensivstation wurde Ihnen möglicherweise einen Schlauch in Ihre Blase eingelegt. Dieser Schlauch wird als Harnkatheter bezeichnet. Er leitet den Urin aus Ihrer Blase ab und ermöglicht es dem Personal, Ihren stündliche Urinausscheidung zu messen. Wenn der Schlauch herausgenommen wird, ist Ihre Blasenmuskulatur möglicherweise geschwächt, sodass Sie möglicherweise Schwierigkeiten haben, Ihre Blase zu kontrollieren. Dies sollte sich meistens wieder normalisieren. Wenn Sie einige Zeit nach Entfernung des Harnblasenkatheters Probleme beim Wasserlassen haben, haben Sie möglicherweise eine Infektion der Harnwege. Wenden
Sie sich daher so bald wie möglich an Ihren Arzt oder eine Krankenschwester. Symptome sind:
Manchmal können Medikamente die Menge, Farbe und Geruch Ihres Urins verändern. Medikamente können sogar beeinflussen, wie oft Sie auf die Toilette gehen müssen. Ebenso kann auch Ihr Stuhlgang beeinflusst werden. Insbesondere braucht es auch längere Zeit, bis sich die natürliche und notwendige Bakterienbesiedlung Ihres Darms normalisiert hat.
Wenn Sie vor Ihrer Krankheit geraucht haben, ist jetzt ein idealer Zeitpunkt, um aufzugeben. Wenn Sie im Krankenhaus mit dem Rauchen aufgehört haben, fangen Sie nicht wieder an, wenn Sie zu Hause sind. Wenn Sie schwer krank waren und jetzt vielleicht sogar ein Heimbeatmungsgerät benötigen, kann weiteres Rauchen Ihre Lunge sehr schnell noch weiter schädigen und schwächen. Nutzen Sie gegebenenfalls Raucherentwöhnungsprogramme. Ihre Krankenkasse berät Sie.