Neurochirurgische Patientinnen und Patienten brauchen nicht nur im OP und in der medizinischen Betreuung Experten, sondern auch besonders im Rahmen der pflegerischen Versorgung. Denn gerade bei "Kopfpatienten" sollte deren Verhalten genau beobachtet werden, schon kleine Wesens- oder Artikulationsveränderungen können wichtige Anzeichen für tiefergehende Ursachen sein. Im Klinikum Saarbrücken hat sich das Pflegeteam der Station 82 auf neurochirurgische Fälle spezialisiert.
Unter dem Slogan "Pflege mit Köpfchen" haben wir das Personal der 82 über mehrere Wochen im September und Oktober 2024 begleitet und ihren Blick auf ihre Station festgehalten.
„Die Neurochirurgie ist eines der chirurgischen Fächer, die sich in den letzten Jahrzehnten am stärksten entwickelt haben. Das Gehirn ist das Organ, welches für das menschliche Dasein essentiell ist und gleichzeitig das Einzige, welches wir (noch) nicht maschinell ersetzen können“, blickt Germar Fischer auf ein komplexes Fachgebiet, das nicht nur ausgezeichnete Operateure, Fachärztinnen und Fachärzte braucht, sondern auch Pflegefachkräfte, die einen besonderen Blick für die neurochirurgischen Patientinnen und Patienten entwickelt haben.
Genau diese findet man auf dem Winterberg im achten Stock beim Team der Station 82. „Ich bin der Meinung, dass in diesem Fachbereich Pflege zum einen sehr viel im Gesundungsprozess und der individuellen Förderung der Patienten bewirken kann und zum anderen in der Patientenbeobachtung eine sehr wichtige Rolle spielt“, betont Germar Fischer: „Gerade in der Neurochirurgie müssen Veränderungen in der Vigilanz, der Reaktionsfähigkeit, der Wahrnehmung und der Persönlichkeit frühzeitig und sicher erkannt werden, da sie immer Symptome einer Veränderung im Krankheitsgeschehen sein können“, erklärt der Pflege-Bereichsleiter.
Seit Mai ist er unter anderem schwerpunktmäßig für die Pflege in der Neurochirurgie zuständig. Doch durch sein langjähriges Wirken im Bereich der Intensivstationen kennt er die Bedürfnisse neurochirurgischer Patienten und die Ansprüche an deren besondere Pflege genau.
„Pflege in der Neurochirurgie ist hochinteressant und anspruchsvoll, aber auch von jeder Pflegekraft erlernbar, die Interesse und Verständnis für dieses komplexe Organ mitbringt“, betont er. Abschrecken lassen müsse man sich davon aber nicht: Es brauche nur ein sehr genaues Arbeiten und eine gute Beobachtungsgabe – und eben eine Portion Neugier. „Für Überraschungen jeglicher Art und immer neue Erkenntnisse sorgen die Patienten schon von ganz alleine“, sagt Germar mit einem Augenzwinkern.
„Meine Begeisterung für die Fachrichtung hat nie nachgelassen“, sagt Ute Jörger auch noch nach 18 Jahren in der Neurochirurgie. „Die Faszination besteht für mich in dem Facettenreichtum der Krankheitsbilder der Neurochirurgie. Die Geschwindigkeit, mit der der Patient relativ schnell wieder eine gebesserte Lebensqualität erreichen kann, erstaunt mich immer wieder“, erzählt die Stationsleitung unserer Station 82.
Seit zwei Jahren hat sie diese Position inne, kann aber auf 14 Jahre Erfahrung als Stellvertretung zurückblicken. Neben dem regen Austausch mit anderen Fachkliniken und Funktionsbereichen, ist sie als Stationsleitung vor allem auch Ansprechpartnerin und Bindeglied – für das Team, für Ärzte, aber besonders auch für Patienten und deren Angehörige. „Das Ärzteteam hat ein offenes Ohr in Gesprächen und für die Sichtweise der Pflege. Gemeinsam wird besprochen, wohin die Reise für Patienten mit schwierigen Krankheitsbildern geht“, betont Ute Jörger.
Aber auch zu unserem Bildungszentrum ist ihr die Verbindung wichtig und sie pflegt den Austausch zu den Praxisanleitern und der Schule für Gesundheitsfachberufe. „Mir macht es Spaß, Wissen weiter zu vermitteln, Fragen zu beantworten, eine gute Ausbildung zu gewährleisten, die sich nicht nur an unsere Pflegeschüler richtet, sondern auch an unsere internationalen Fachkräfte, die sich hier in unserem multikulturellen Team nicht nur ihre Anerkennung, sondern auch ein Stück saarländische Heimat erarbeiten. Sie sind eine Bereicherung für unser Team, sei es nun unterstützend auf Station oder kulturell und kulinarisch.“
Einen beruflichen Neuanfang hatte Ute Jörger zwischenzeitlich selbst gewagt – mit 40 Jahren entschied sie sich für die zweite Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin – und damit für den Winterberg. „Das habe ich nie bereut. Spannend ist für mich, dass kein Tag dem anderen gleicht. Unsere tägliche Herausforderung ist, die qualifizierten Anforderungen mit den Bedürfnissen der Patienten in Einklang zu bringen und im Dialog mit dem Team eine zielorientierte Pflege zu gestalten.“
„In der Pflege von neurochirurgischen Patienten lernt man wahnsinnig viel – sonst wäre es doch auch langweilig“, blickt Santana Junk auf die Station 82.
Eine anspruchsvolle Arbeit, bei der man nicht nur die körperlichen Symptome der Patientinnen und Patienten im Blick haben muss, sondern vor allem auch das Verhalten und eventuelle Wesensveränderungen. „Wir arbeiten sozusagen nicht nur an der Versorgung der Wunde, sondern müssen den Patienten immer als Ganzes im Blick haben, gerade bei Kopfpatienten. Neben dem Medizinischen, wie einem Hirntumor, müssen wir auch das Verhalten einbeziehen und besonders aufmerksam für Veränderungen sein“, erklärt die Gesundheits- und Krankenpflegerin.
Seit Januar gehört sie zum Team der Station 82, die zuvor in der Ausbildung auch ihre Examensstation war. Neben Patientinnen und Patienten mit Schädel- oder Hirnverletzungen bzw. -erkrankungen werden hier auch Patienten rund um Operationen an der Wirbelsäule betreut.
„Es gefällt mir, wenn ich weiß, dass ich jemandem etwas Gutes tun, ihm helfen kann und der Patient dann mit einem Lächeln reagiert und man etwas zurückbekommt“, blickt Santana auf dem Pflegeberuf. So ein Lächeln gibt es zum Beispiel, wenn Kolleginnen mit lange bettlägerigen Patienten im sogenannten Mobilisierungsstuhl einen Ausflug nach draußen in die Sonne machen oder ihnen am Balkon einen anderen Blick ermöglichen.
„Wir müssen hier immer sehr exakt arbeiten und schon bei kleinen Dingen ganz genau sein“, blickt Ulrike Paul auf die Basisvoraussetzungen in ihrem Fachgebiet. Seit Anfang 2006 arbeitet die gelernte Kinderkrankenschwester im Team der Station 82 mit dem Fokus auf die Neurochirurgie.
Nach 20 Jahren im Bereich der Pflege junger Patienten, hat sie auf dem Winterberg in verschiedene Bereiche geschnuppert, unter anderem auch kurzzeitig im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie als stellvertretende Leitung, doch die Neurochirurgie hat sie am Ende genauso überzeugt, wie ihr ursprünglicher Einsatz in der Kinderklinik. „Es ist ein spannendes Fachgebiet – und die Ordnung und Sauberkeit auf der Station haben mir imponiert.“
Ändert sich während des Stationsaufenthaltes die Sprache oder das Verhalten der Patientinnen und Patienten? Die genaue Patientenbeobachtung ist hier ebenso wichtig wie der geschulte Blick beispielsweise auf abgeleitetes Gehirnwasser über die Externe Ventrikel-Drainage (EVD). „Das lernt man nicht von heute auf morgen, hier ist bei neuen Teammitgliedern etwas Geduld gefragt, aber es lohnt sich – wir haben zwar ein anspruchsvolles Gebiet, aber eines das Spaß macht“, betont Ulrike Paul:
„Und was oft vergessen wird: Hier liegen ja nicht nur ‚Hirn‘-Patienten, sondern auch welche mit Wirbelsäulen-Erkrankungen. Bei denen ist es schön zu sehen, wie man mit der optimalen chirurgischen Behandlung und Medikamenten-Dosierung merkt, wie Schmerzen, die teilweise schon lange anhalten, weggehen. Manchmal liegt hinter diese Patienten eine richtige Odyssee, um die Schmerzursache zu finden und dann geht es ihnen irgendwann deutlich besser. Das sind schöne Erfolge, an denen wir teilhaben.“
Neben schönen Momenten, gibt es aber auch die, für die man eine gewisse Härte brauche, resümiert die Pflegefachfrau. Denn manchmal können wir nur noch palliativ helfen. Zuhören, Geduld haben, Einfühlungsvermögen sind hier die Schlagworte, die Ulrike Paul für neue Kolleginnen und Kollegen nennt. Denn das Team befindet sich gerade in der Phase der Neuentwicklung und freut sich über neue Teammitglieder.
„In der Pflege muss man eigentlich immer konzentriert arbeiten, aber hier auf der Station 82 noch viel mehr als sonst. Das hat mich am Anfang etwas eingeschüchtert, aber inzwischen bin ich so gut eingearbeitet, dass ich quasi bei jedem Schritt die Stimmen meiner Kollegen im Kopf habe, die mich unterstützen. Das hilft mir mich genau auf die Symptome der Patienten zu fokussieren“, sagt Pili Morales.
Seit Juli arbeitet sie auf unserer auf Neurochirurgie spezialisierten Station im achten Stock des Klinikums. Auf unserem Foto steht neben ihr eine EVD – eine Externe Ventrikel-Drainage, charakteristisch für die Station und für ein Arbeitsfeld, das Pili neu lernen musste, denn die Ableitung des Gehirnwassers aus dem Hohlraumsystem des Gehirns braucht eben dieses genaue Arbeiten und Konzentration.
Profitieren kann die 28-Jährige dabei von ihrer Erfahrung im Bereich Intensiv- und Notfallpflege. In ihrer alten Heimat, Puebla in Mexiko, lag dort ihr Fokus bevor sie den mutigen Schritt in ein neues Land wagte. Seit Oktober 2022 gehört sie, aktuell noch als Gesundheits- und Krankenpflegerin in Anerkennung, zum Team Winterberg und konnte ihr Fremdsprachentalent, ursprünglich vor allem in Französisch und Englisch, auch um stetig wachsende Deutschkenntnisse erweitern.
„Im Bereich Neurochirurgie kann man sehr viel lernen – für manche mag der Kopf im Verhältnis zu anderen Körperteilen ja klein wirken, aber er bietet ein unheimlich großes Spektrum“, blickt Pili Morales auf die willkommene Herausforderung.
Zum Ausgleich gefällt ihr neben der Arbeit mit den Patienten eher untypischer Weise besonders die Dokumentation: „Es gefällt mir, wenn ich neue Patientenakten anlegen und die Pflegearbeiten festhalten kann, ich genieße das sogar“, erzählt sie lachend.
Als Dr. Fortesa Bytyqi vor circa zehn Jahren aus dem Kosovo ins kleine Saarland kam und sich dem Team Winterberg anschloss, hätte sie nicht gedacht, dass sie so lange bleiben würde. Was sie letztendlich dazu bewogen hat dauerhaft zu bleiben? „Ich habe extrem viel vom Personal gelernt – und zwar nicht nur von Oberärzten, Fachärzten oder generell von ärztlicher Seite, sondern auch vom Personal auf der Station, ob Pflegefachkräfte oder Stationssekretärin“, blickt die Fachärztin für Neurochirurgie auf das Team der Station 82 und ergänzt: „Flache Hierarchien werden hier gepflegt, die Teamarbeit steht im Fokus.“
Daneben schätzt sie das gute Arbeitsklima und das breite Patientenspektrum: Patientinnen und Patienten aller Altersklassen, von schwerstkranken Patienten bis zu solchen, die mit starken Schmerzen kommen und letztendlich mit deutlicher Linderung wieder entlassen werden können.
„Die Vielfalt macht den Job so interessant, da hat man Lust jeden Tag herzukommen“, sagt Fortesa. Schon im ersten Studienjahr sei sie von der Neuroanatomie, den neuronalen Strukturen von Gehirn, Rückenmark und Nervensystem, begeistert gewesen. Im dritten Studienjahr kam dann die Chirurgie dazu. „Da wusste ich, dass ich etwas verändern und dabei auch ‚handwerklich‘ arbeiten will“, blickt sie zurück.
Trotz allem: Gestartet ist sie bei uns übrigens als Assistenzärztin für Neurologie – doch eben dieses „Handwerkliche“ fehlte ihr, so dass sie vor circa sieben Jahren die Fachrichtung wechselte. Auch heute noch für sie die richtige Entscheidung, nicht nur mit Blick auf das Miteinander auf der Station 82, sondern auch auf ihren Traumberuf als Neurochirurgin – denn aus dem anfänglichen Traum, ist nun ihre Profession geworden.
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