Der 30-jährige Tobias Thomas kannte bislang kein Leben ohne schwitzige Hände. Seine Lebensqualität war eingeschränkt, sein Leidensdruck stieg. Auf eigene Faust recherchierte er, dass Thoraxchirurgen ihm helfen könnten. Auf dem Winterberg fand er die richtige Behandlung und die richtigen Operateure. Sein Problem „palmare Hyperhidrose“ haben nur 1-2 % der Deutschen – für ihn gehört es jetzt der Vergangenheit an.
Tobias Thomas reicht seinen Ärzten die Hände. Ohne nervös zu sein und ohne vorherigen prüfenden Check, ob alles in Ordnung ist. Für ihn ist es eine völlig neue Situation, jemandem unaufgeregt die Hand zu reichen. Und: Es ist alles okay. Kein Schweiß. Die Handflächen sind trocken. Das ist für Tobias etwas Besonderes. „Schon mein ganzes Leben“ leidet der 30-Jährige aus Theley an „Schweißhänden“ – der medizinische Begriff dafür lautet „palmare Hyperhidrose“. Hyperhidrose ist eine Erkrankung, die durch ein übermäßiges Schwitzen charakterisiert ist, bei manchen ist es am ganzen Körper (generelle Hyperhidrose), bei anderen an den Füßen (plantare Hyperhidrose) oder unter den Achseln (axilläre Hyperhidrose) oder eben an den Händen. In Deutschland kennen nur 1-2 % der Bevölkerung das Problem aus eigener Erfahrung.
Händeschütteln zum Geburtstag: Bitte nicht.
Tobias kennt es seit 30 Jahren und leidet sehr darunter: „Meine Hände waren 24/7 schwitzig. Das war mir sehr unangenehm, wenn man Leuten die Hand geben musste, zum Beispiel zu offiziellen Anlässen und auch einfach nur am Geburtstag. Ich konnte nichts dagegen tun.“
Weil sein Leidensdruck immer weiter stieg, sucht er vor einigen Jahren Hilfe in einer dermatologischen Praxis. Die ernüchternde Auskunft dort: Eine andere Therapie als Cremes oder Salben sei nicht bekannt. Tapfer probiert er sich durch verschiedene Wirkstoffe – nichts hilft. Deshalb recherchiert er selbst, entdeckt eine Klinik in Stuttgart, die dazu eine operative Therapie anbietet. Diese erworbenen Erkenntnisse nutzt er, um in Heimatnähe konkret nach Krankenhäusern zu suchen, die ähnliches anbieten.
Sein Königswissen bringt ihn auf den Winterberg
Das Königswissen, das er sich durch die Recherche angeeignet hat, bringt ihn seinem Ziel näher: Denn es gibt durchaus eine operative Lösung, aber eben nicht in der Dermatologie oder – von außen betrachtet auch naheliegend – vielleicht sogar in der Handchirurgie, sondern in der Thoraxchirurgie. Thorax bedeutet übersetzt Brustkorb. Ist diese Recherche korrekt?
Thoraxchirurg bestätigt effektive operative Behandlungsmethode
Stimmt, sagt Alexander Gamrekeli, Sektionsleiter Thoraxchirurgie des Zentrums für Thoraxmedizin auf dem Winterberg: „Die so genannte thorakoskopische Sympathikus-Blockade (TSB) des Grenzstranges (das ist ein Teil des autonomen sympathischen Nervensystems, das für die Schweißdrüsen verantwortlich ist) ist eine sehr effektive Behandlungsmethode.“ Medizinisch sinnvoll sei diese vor allem dann, wenn konservative Therapien wie Puder, Salben oder auch Botox versagen und der Patient in seiner Lebensqualität eingeschränkt ist.
Millimeter-Schnitte und 30 Minuten
„Der Eingriff ist minimal-invasiv und dauert etwa eine halbe Stunde. Es werden fünf Millimeter kleine Schnitte im Achselbereich gemacht, unterstützt von einer speziellen millimeterdünnen Kamera“, erklärt der Operateur. Bei dem Eingriff wird – vereinfacht ausgedrückt – gezielt ein Nervenbündel auf einer bestimmten Höhe blockiert und damit die Reizleitung zu den Schweißdrüsen auf den Händen gekappt. Ergebnis: Der Patient hat unmittelbar nach der Operation bereits trockene Hände.
Neues Leben ohne Angst vor feuchten Händen
Schnell findet Tobias Thomas das Zentrum für Thoraxchirurgie auf dem Winterberg, stellt den Kontakt zu Alexander Gamrekeli her und sich vor – und wird so innerhalb von wenigen Tagen sein Schwitz-Problem los, das ihn drei Jahrzehnte belastet hat. Alexander Gamrekeli und Facharzt Fernando Ramirez-Fragoso operierten in der vergangenen Woche – einen Tag später schon konnte der Patient nach Hause. Die beiden Ärzte verabschieden sich am Entlasstag von ihrem Patienten und wünschen ihm alles Gute. Er bedankt sich und freut sich auf sein neues Leben ohne ständigen Stress wegen feuchter Handinnenflächen. Die Ärzte versichern, dass sein Problem „schwitzige Hände“ von nun an Geschichte ist. Hand drauf!