Er besucht die neunte Klasse des Leibniz-Gymnasiums St. Ingbert - und hat sich im Rahmen des Schülerpraktikums für zwei Wochen Notaufnahme entschieden: Jonathan Braun, Sohn des Geschäftsführers und Ärztlichen Direktors des Klinikums Dr. Christian Braun, wollte wissen, wie es wirklich zugeht in einer Notaufnahme und wieviel das eigentlich wirklich mit den Serien, die man aus dem Fernsehen kennt, zu tun hat. Auch wenn das Thema Medizin zuhause Teil des Familienalltags ist, so war diese Erfahrung für den 15-Jährigen doch Neuland - und sehr spannend. Was er alles erlebt hat und welche Erkenntnisse er mitnimmt, hat er in Form eines Praktikumsberichts aufgeschrieben (siehe unten). Sein bewegendes Fazit und ein großes Kompliment für den Beruf, aber auch das Team Winterberg: "Für mich war das Praktikum ein Volltreffer. Ich durfte nicht nur sehr viel sehen, sondern auch echt mit anpacken. Ich wurde von Anfang an super aufgenommen und nie alleine gelassen. Vieles war sehr beeindruckend, manches aber auch bedrückend. Mit den Serien im Fernsehen hat Notaufnahme nicht allzu viel zu tun – ich fand es war viel besser!"
Am letzten Praktikumstag hat Jonathan auch ein paar Stunden mit seinem Papa zusammengearbeitet. Dr. Christian Braun versucht nach wie vor, trotz anderer beruflicher Schwerpunkte, regelmäßig in der Notaufnahme mitzuarbeiten. An diesem Tag ist das Foto von den beiden entstanden.
Auch für Dr. Christian Braun war dieser positive Blick mit den Augen seines Sohnes eine neue Erfahrung: "Es ist toll zu sehen, welche Begeisterung und Neugier diese beiden Praktikumswochen in ihm geweckt haben. Genau das ist es doch, was wir brauchen, um aus dem Dilemma Fachkräftemangel herauszukommen: Junge Menschen für die Arbeit im Gesundheitswesen begeistern, ihnen die Vielfalt an Möglichkeiten und Chancen aufzuzeigen - für die aus meiner Sicht noch immer tollsten Jobs für und mit Menschen."
Jonathans Praktikumsbericht aus der Notaufnahme
"Mein Name ist Jonathan Braun, ich bin Schüler des Leibniz-Gymnasiums in Sankt Ingbert, Saarland. Zum Abschluss des 9. Schuljahres stand bei uns ein zweiwöchiges Schülerpraktikum an. Wir waren weitgehend frei in der Entscheidung, wo wir unser Praktikum machen möchten. Da meine Eltern beide Ärzte sind, ist die Medizin sozusagen zu unserem Familienalltag. Oft schon habe ich meine Patentante, die wie mein Vater in der Notaufnahme „auf dem Winterberg“ arbeitet, besucht. Ich war auch immer fasziniert von dem, was in Serien und Filmen über Notaufnahmen gezeigt wird, aber ist es dort wirklich so? Das wollte ich in meinem Praktikum herausfinden.
Mit einer ordentlichen Position Respekt bin ich Mitte Juli in das Praktikum gestartet. Ziemlich schnell wurde mir klar, dass die Realität in der Notaufnahme doch eine andere ist, als das, was man sich so vorstellt.
Gleich an meinem ersten Tag kam morgens eine junge Frau mit einer psychischen Erkrankung, die sich selbst verletzt hat und krampfend aufgefunden wurde. Der Rettungsdienst brachte die Patientin zu uns. Da ich – wie sollte ich auch – nie zuvor eine solche Erkrankung gesehen hatte, war es für mich eine große Erleichterung, dass immer jemand aus dem Team da war und mir alles erklärt hat. Notaufnahme ist – das wurde mir schnell klar – nicht nur „cool“ und „action“.
In meiner Praktikumswoche war es sehr heiß, entsprechend viele Menschen kamen mit Kreislaufproblemen zu uns. Gemeinsam mit den Pflegekräften durfte ich den Blutdruck, den Puls, und die Temperatur messen, und beim Anlegen von Infusionen helfen. Oft ging es den Patienten rasch wieder besser, und sie konnten nach ein paar Stunden nach Hause gehen.
Mein erster Schockraum-Patient
Als es an diesem Tag hieß, es kommt ein Schockraum-Patient, war ich ziemlich aufgeregt. Wer im Schockraum erstversorgt wird, dem geht es meistens richtig schlecht. Bei unserem Patienten vermutete der Notarzt einen Schlaganfall. Alles wurde vorbereitet schon bevor der Patient eintraf. Besonders beeindruckend fand ich das CT im Schockraum, mit dem innerhalb weniger Minuten Schichtbilder vom Gehirn des Patienten gemacht wurden. Glücklicherweise hatte der Patient am Ende keinen Schlaganfall.
Mit jedem Praktikumstag wurde mir aber auch bewusst, dass Notaufnahme mehr ist als nur zu verarzten. Oft brauchen gerade ältere Menschen auch einfach jemanden, der sich mal zu ihnen setzt, mit ihnen redet und sie beruhigt. Die Patienten haben oft sehr schöne und berührende Geschichten zu erzählen. Leider ist oft so viel los, dass nicht viel Zeit ist, sich einfach mal hinzusetzen und zuzuhören.
Weniger schön war die Begegnung mit einem jungen Mann, der wegen einer Überdosis an Alkohol und Drogen zu uns gebracht wurde. Er war aggressiv, beleidigte uns und schlug sogar um sich. Das Team hat in dieser Situation aber super reagiert und konnte den Patienten schließlich beruhigen.
Als ich das erste Mal den Rettungshubschrauber vor der Notaufnahme landen sah, war ich ziemlich beeindruckt. Das war wie im Fernsehen, und ich war schon echt stolz, ganz nah mit dabei sein zu dürfen als die Patientin aus dem Hubschrauber ausgeladen und in die Notaufnahme gefahren wurde.
Leider kann nicht jedem Patienten geholfen werden. Auch damit muss man umgehen lernen. Man hat mir erklärt, dass dies für niemanden leicht ist, und wie wichtig es ist, darüber zu reden.
Bis zu 140 Patienten täglich werden hier versorgt!
Es gibt aber auch viele Routinearbeiten in einer Notaufnahme. Ich habe Patienten zum Röntgen begleitet, beim Schreiben von EKGs geholfen, und auch das Lager mit aufgeräumt und Material aufgefüllt. Bei bis zu 140 Patienten, die in der Notaufnahme des Klinikums Saarbrücken täglich versorgt werden, wird so einiges verbraucht.
Im Sommer gibt es auch immer viele Unfälle mit Knochenbrüchen, die eingegipst werden müssen. Ich fand es sehr spannend, auf was man dabei so alles achten muss damit der Knochenbruch richtig verheilt.
An meinem letzten Praktikumstag habe ich auch paar Stunden mit meinem Papa zusammengearbeitet. Er ist der Chef des Klinikums, versucht aber immer noch regelmäßig in der Notaufnahme mitzuarbeiten. An diesem Tag ist auch das Foto von uns beiden entstanden.
Für mich war das Praktikum ein Volltreffer. Ich durfte nicht nur sehr viel sehen, sondern auch echt mit anpacken. Ich wurde von Anfang an super aufgenommen und nie alleine gelassen. Vieles war sehr beeindruckend, manches aber auch bedrückend. Mit den Serien im Fernsehen hat Notaufnahme nicht allzu viel zu tun – ich fand es war viel besser!"
Danke, Jonathan, dass du uns an deinen Erfahrungen und Gedanken teilhaben lässt.