Intensivstation

Das Zentrum für Intensiv- und Notfallmedizin (ZIN) stellt die Behandlung intensivpflichtig an Covid-19 erkrankter Patienten im Klinikum Saarbrücken sicher. Schon im Normalbetrieb ist die Behandlung infektiöser Intensivpatienten Routine im ZIN. Verschiedene Isolationszimmer mit spezieller Lüftungstechnik und eigenen Entsorgungsvorrichtungen stehen auf beiden Kernstationen stets zur Verfügung.

Als erster Schritt zur Bewältigung der neuen Herausforderungen durch Corona wurde ein striktes Aufnahmemanagement für die Intensivstationen etabliert: Alle Patienten wurden von Anfang an systematisch auf eine Coronainfektion getestet.

Die Intensivstation ZIN 43 wurde Aufnahmestation für alle Zugänge, erst nach negativer Coronatestung wurden die Patienten auf die Station ZIN 10 verlegt. Somit konnte zu jeder Zeit eine völlig normale Intensivbehandlung unserer Nicht-Corona-Patienten sichergestellt werden.

Die wirklich neue Herausforderung durch die CoVID-19-Pandemie bestand in der schnellstmöglichen Vergrößerung des ZIN: Innerhalb kurzer Zeit mussten wir unsere Beatmungskapazität von normalerweise 41 Beatmungsbetten für Erwachsene erhöhen, angestrebt war zumindest eine Verdoppelung der Beatmungsplätze. Zusätzlich stellte das ZIN kurzfristig die ärztliche Besetzung des Intensivtransportwagens (ITW) rund um die Uhr sicher, damit dringende Interhospitaltransporte von Coronapatienten jederzeit erfolgen können.

Innerhalb weniger Tage gelang es dem Team, verschiedene neue Intensivstationen einzurichten und für einen Krisenbetrieb zu personalisieren.

Corona-Beatmungszentren entstehen innerhalb kurzer Zeit

Als erstes wurde die Station COBAZ 1 (Corona-Beatmungszentrum 1) mit insgesamt 14 genutzten Beatmungsbetten in Betrieb genommen. Weitere sechs Beatmungsbetten können dort bei Bedarf zusätzlich eingeschoben werden. Die Station wurde binnen einer Woche ab Planungsbeginn fertiggestellt, inklusive des Neubaus getrennter Damen- und Herrenpersonalschleusen mit Duschen und Toiletten.

Parallel konnten auf der Station ZIN 10 weitere zwei Beatmungsplätze etabliert werden. Erstmals mit Patienten belegt wurde die Station COBAZ 1 am 25. März 2020. Bei rückläufiger Patientenzahl wird die Station in einen Stand-by-Modus gesetzt. Die Reaktivierung kann innerhalb von zwei Stunden erfolgen.

Als zweite Maßnahme wurde der OP-Aufwachraum unter anderem durch den Einbau einer neuen Personalschleuse zur Station COBAZ 2 umgebaut. Dort stehen bei Bedarf mit zwei Stunden Vorlauf elf Beatmungsplätze zur Verfügung.

Mit Vorlauf von 72 Stunden können weitere neun Beatmungsplätze im Bereich des ambulanten Operierens in Betrieb gehen. Diese neun neuen Beatmungsplätze wurden innerhalb von nur vier Wochen komplett mit neu installierten Versorgungsleitungen für medizinische Gase eingerichtet. Ergänzend können dort noch maximal fünf Plätze für nicht-invasive Beatmung etabliert werden.

Als dritte große Corona-Intensiveinrichtung wurde schließlich die Wahlleistungsstation 46 so ertüchtigt, dass dort 14 Einzel-Beatmungszimmer betrieben werden können. Diese Station ist binnen 72 Stunden einsatzbereit, das notwendige Material steht bereits auf großen Containerwagen gesammelt bereit und wurde zusammen mit der notwendigen Monitoring- und Beatmungstechnik in einem Raum auf der Station 46 eingelagert.

Erste Welle: Neuanschaffungen und Wiederinbetriebnahme 

Eine große Herausforderung war natürlich die Bereitstellung der notwendigen Beatmungsgeräte für die neuen Beatmungsplätze. Neben der Wiederinbetriebnahme einiger Altgeräte wurden alle im Anästhesiebereich nicht unbedingt benötigten Narkosegeräte aus den Ein- und Ausleitungsräumen auf die Intensivstationen gebracht. Mehrere Neugeräte konnten innerhalb von wenigen Tagen angeschafft und in Betrieb genommen werden.

Aber auch andere unkonventionelle Quellen für Beatmungsgeräte konnten nutzbar gemacht werden: Die Anästhesiepraxis Andre vom OP-Zentrum in Wiebelskirchen stellte uns für mehrere Wochen Narkosegeräte für die COBAZ 2 zur Verfügung und verstärkte uns auch personell mit Anästhesisten im OP, so dass weitere Ärzte unseres Hauses und Anästhesiepflegekräfte auf die neuen Intensivstationen verschoben werden konnten. Ein gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärzten und den Kliniken.

Innovative Wege beim Personalrecruiting

Zur Personalbereitstellung wurden zu Beginn der Pandemie für die neuen Intensivbereiche innovative Wege eingeschlagen. Alle Kliniken im Haus stellten die Assistenzärzte, die im Zuge ihrer Facharztausbildung schon einmal sechs Monate auf den Intensivstationen eingesetzt waren, wieder für die Intensivmedizin zur Verfügung.

Daneben wurden jüngere Ärzte aus der Anästhesie, niedergelassene Ärzte, die helfen wollten, und reaktivierte Kolleginnen, die freiwillig aus der Elternzeit zurückkehrten,  in jeweils einwöchigen Corona-Intensivmedizinkursen theoretisch und praktisch für den Coronaeinsatz vorbereitet. Nach einer darauffolgenden vierwöchigen Einarbeitung verstärken diese Ärzte unsere Intensivstationen.

Ebenso wurden alle PJ-Studenten im Klinikum für einen Einsatz in der Intensivmedizin geschult.

Im Bereich der Intensivpflege erfolgten ebenfalls umfassende Personalrekrutierungsmaßnahmen. Freiwillige Pflegehelfer wurden und werden auch im Herbst 2021 wieder eingestellt und geschult, viele ehemalige Intensivpflegekräfte und Lehrkräfte aus unserer Krankenpflegeschule kehrten zeitweise auf die Intensivstationen zurück. Ebenso verstärkten Pflegkräfte von Normalstationen und viele Schüler aus den höheren Jahrgansstufen unserer vierjährigen Modellpflegeausbildung Anästhesie und Intensivmedizin unser Team.

Weitere Informationen im Video

Corona-Beatmungszentrum (COBAZ 1)

Innerhalb von fünf Tagen hat das Team des Klinikums Saarbrücken Ende März 2020 eine Intensiv-Beatmungsstation mit elf Zimmern für die Behandlung von schwerem Lungenversagen aufgebaut.

COVID-19: Perspektiven der Intensivmedizin im Klinikum Saarbrücken

PD Dr. Konrad Schwarzkopf, Chefarzt der Anästhesiologie und Intensivmedizin im Klinikum Saarbrücken, blickt im Interview auf die Arbeit in Zeiten von Corona, auf erste Erkenntnisse zum Krankheitsbild und auf die Zusammenarbeit im Team Winterberg.