Jens Jarisch war tot. Zumindest für einige Augenblicke. Dass er dennoch seinen neunjährigen Sohn aufwachsen sehen kann, verdankt er unter anderem zwei Menschen, die ihn nach seinem Zusammenbruch wiederbelebt und nicht aufgegeben haben. Der Fall des erst 47-Jährigen, der nach einem Fußballspiel einen Herzinfarkt erlitten hat und im Klinikum Saarbrücken behandelt wurde, zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, als Laie die Rettungskette in Bewegung zu setzen, Erste-Hilfe-Maßnahmen anwenden zu können und es auch zu tun.
Sonntagnachmittag, Abpfiff nach 90 Minuten bei über 30 Grad. Jens Jarisch ist ausgepowert, verlässt den Platz, will in die Umkleide. Doch am Spielfeldrand ist Schluss. „Plötzlich wurde alles schwarz“, erzählt er. „Dann war ich weg.“ Doch es blieb nicht dunkel, das „Licht“ ging wieder an, wie er es beschreibt. Er habe gesehen, wie zwei Menschen, eine Frau und ein Mann, um sein Leben gekämpft hätten. Wie sich später herausstellen sollte, handelte es sich bei der Frau um eine Krankenschwester. „Ich habe sie innerlich angefeuert. Ich habe gespürt, dass ich es schaffe.“
Der 47-Jährige wurde mit dem Rettungshubschrauber auf den Winterberg geflogen
Mit dem Rettungshubschrauber wird Jens Jarisch auf den Winterberg geflogen – auf dem Weg muss er mehrmals wiederbelebt werden. Bei ihm ist zu dieser Zeit bereits PD Dr. Konrad Schwarzkopf, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Im Klinikum Saarbrücken ist Jarisch in guten Händen, wird schnellstens mittels Herzkatheter untersucht – Diagnose: Hinterwandinfarkt. Dem 47-Jährigen aus Bous wird ein Stent eingesetzt, so wird die verschlossene Hinterwandader wieder geöffnet. Er hatte großes Glück: Statistisch gesehen gelingt es nur bei 40 Prozent der Herzinfarktpatienten, den Kreislauf wiederherzustellen – und nur 10 Prozent davon werden lebend aus dem Krankenhaus entlassen.
„Um die Überlebenschance solcher Patienten zu erhöhen, müssen sämtliche Glieder der sogenannten Rettungskette eng verzahnt miteinander arbeiten“, erklärt PD Dr. Florian Custodis, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II. „Im Anschluss an die Behandlung durch den Rettungsdienst müssen im Krankenhaus verschiedene Fachdisziplinen reibungslos zusammenarbeiten. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Überlebenschancen von Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand deutlich gesteigert werden können, wenn Fachkompetenz gebündelt wird.“ So wie im Cardiac Arrest Center auf dem Winterberg, wo die Zentrale Notaufnahme, die Innere Medizin II (Herzkatheterlabor), das Zentrum für Intensiv- und Notfallmedizin, die Klinik für Neurologie und das Institut für Radiologie zusammenlaufen.
Drei Tage nach dem Herzinfarkt sitzt Jens Jarisch auf seinem Patientenbett und erzählt sichtlich ausgelaugt seine Geschichte. Er fühle sich wie von einem Zug überrollt, aber den Umständen entsprechend gut, sagt er. Der Vorfall habe ihm stark zu denken gegeben. Da sein Leben bislang von starkem Stress geprägt gewesen sei, wolle er nun einiges ändern. „Es muss erst etwas passieren, vorher überlegt man nicht. Ich bin meinen Rettern dankbar, dass sie mich nicht aufgegeben haben“, sagt er. „Gerade, wenn ich an meinen Sohn denke.“
Jens Jarisch kam mit einem "blauen Auge" davon
Nach insgesamt sechs Behandlungstagen im Klinikum Saarbrücken wird Jens Jarisch nach Hause entlassen und wartet jetzt auf seine Reha. Dank der schnellen Wiederbelebung vor Ort und der Weiterbehandlung in einem spezialisierten Zentrum kam er mit einem „blauen Auge“ davon.
Den Kontakt zur Krankenschwester, die auf dem Fußballplatz zur Stelle war, hat Jens Jarisch übrigens schon aufgenommen. Über den Mann weiß er leider nichts – außer, dass er Franzose ist. Vielleicht findet er sich ja – sodass Jens Jarisch seinen Lebensrettern auch persönlich „Danke“ sagen kann. Dafür, dass er noch leben darf.