Prüfen, Rufen, Drücken: Eine lebensrettende Schulstunde

Pressemitteilung /

Das Team Winterberg zeigte Sechstklässlern, wie sie bei einem Herzkreislaufstillstand helfen können.

Zum Abschluss der Unterrichtsreihe „Atmung & Blutkreislauf“ im Naturwissenschaftsunterricht bei Sarah Repplinger warteten zwei ganz besondere Schulstunden auf die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6c des Illtal-Ggymnasiums Illingen. Das gelernte theoretische Wissen durften sie nun in die Praxis umsetzen – und so aus dem Schulstoff lebensrettendes Wissen für den Alltag formen: Drei Experten aus dem Klinikum Saarbrücken auf dem Winterberg kamen zu einer „Reanimationseinheit“ im Chemiesaal der Schule vorbei. Mit Übungspuppen und einer altersgerechten Präsentation zeigten sie den elf- und 12-jährigen Schülern, dass auch Kinder bei einem Herzkreislaufstillstand etwas tun können, um Leben zu retten.

Drei Dinge sind entscheidend: Prüfen, Rufen, Drücken

Die wichtigste Botschaft lautet: Wenn eine Person bewusstlos zusammenbricht, sind drei Worte und Taten entscheidend: Prüfen, Rufen, Drücken. Prüfen, ob die Person ansprechbar ist und ob sie atmet. Den Notruf 112 rufen oder jemand anderen bitten, dies zu tun. Und unmittelbar anfange zu „drücken“: Den Brustkorb freimachen, die Person auf eine gerade feste Fläche legen, zum Beispiel den Fußboden, und dann mit verschränkten übereinander gelegten Händen die Herzdruckmassage in der Mitte der Brust beginnen – solange, bis der Rettungsdienst kommt. Das Brustbein muss dazu fünf bis sechs Zentimeter nach unten gedrückt werden und das etwa 100 bis 120 Mal pro Minute.

Der passende Soundtrack war auch dabei

Um zu verdeutlichen, wie tief das ist und wie schnell gedrückt werden muss, hatten Notfallsanitäter Sandy Duchêne aus dem Zentrum für Intensiv- und Notfallmedizin und Karsten Schmitt, Stationsleiter der Intensivstation 43 auf dem Winterberg, Übungspuppen mit angeschlossenen Tablets dabei, die anzeigten, ob der Druck stark und das Tempo hoch genug ist. Auch die Musik im richtigen Takt, zum Beispiel „Stayin‘ alive“ von den Bee Gees, „Biene Maja“ von Karel Gott oder „Pokerface“ von Lady Gaga, half, im richtigen Rhythmus zu bleiben. Die Schülerinnen und Schüler bildeten Zweier- und Dreiergruppen und sprachen sich vorbildlich im Team ab, wer welche Aufgabe übernimmt, wechselten sich ab, wenn die Arme müde wurden oder klatschten für die Mitschüler im Takt – eine wichtige Übung für den echten Notfall.

Viele interessierte Fragen an Azubi Francesco

Bei der Feedbackrunde am Schluss waren sich die Sechstklässler einig: „Das war eine tolle Aktion, wir haben sehr viel gelernt und wissen jetzt, was zu tun ist, wenn wir einen Herzkreislaufstillstand beobachten.“ Auch Naturwissenschaftslehrerin Sarah Repplinger und Klassenlehrerin Sabrina Grenner konnten ihr Wissen auffrischen und bedankten sich herzlich für die besondere Schulstunde. Einige Fragen hatten die wissbegierigen Schülerinnen und Schüler auch für Azubi Francesco Sanfilippo dabei – er ist im vierten Ausbildungsjahr als Pflegefachmann mit Fachweiterbildung Intensivpflege und Anästhesie und beantwortete viele Fragen über seine Arbeit als Pflegekraft und seinen Alltag auf einer Intensivstation.

Eine sofortige Herzdruckmassage verdoppelt die Überlebenschance

Das Klinikum Saarbrücken engagiert sich seit Jahren dafür, medizinische Laien mit Wissen zur Reanimation auszustatten und bei möglichst vielen Menschen Verständnis und Interesse für das Thema zu wecken. Denn: In Deutschland erfolgen – im Gegensatz zum europäischen Ausland – bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes nur in wenigen Fällen Wiederbelebungsmaßnahmen durch Laien.

Die Überlebenschance hängt an wenigen Minuten, denn das Gehirn beginnt bei einem Herzkreislaufstillstand bereits nach nur drei bis fünf Minuten ohne Blutfluss abzusterben. Das ist ein wichtiges Zeitfenster, in dem man mit einer sofortigen Herzdruckmassage Leben retten kann. Eine sofortige Herzdruckmassage verdoppelt die Überlebenschance.

Nur, wenn dies sofort geschieht, können die Experten in den Krankenhäusern, beispielsweise in einem Cardiac Arrest Center wie auf dem Winterberg, überhaupt weiterbehandeln. Im Saarland wird der Rettungsdienst jährlich zu etwa 1200 Menschen mit Herzkreislaufstillstand alarmiert – das ist ein lebensbedrohlicher Notfall und es muss schnell gehen. Durchschnittlich dauert es zehn Minuten, bis der Rettungsdienst vor Ort ist. Deshalb ist es so wichtig, dass Menschen in Laienreanimationsmaßnahmen geschult werden.

Weitere Informationen zu Reanimationsmaßnahmen für Laien und umfangreiches Info-Material gibt es hier: https://www.einlebenretten.de/

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Ein Gruppenfoto der Klasse 6c des Illtal-Gymnasiums Illingen mit den Experten des Klinikums Saarbrücken und den beiden Lehrerinnen Sarah Repplinger und Sabrina Grenner.
Schülerinnen und Schüler des Illtal-Gymnasiums Illingen üben gemeinsam mit Lehrerin Sabrina Grenner, was im Fall eines Herzkreislaufstillstands zu tun ist.
Die Schüler des Klasse 6 üben an Puppen, wie Wiederbelebung bei einem Herzkreislaufstillstand funktioniert.
Die Schüler zeigen, wie Prüfen, Rufen, Drücken angewendet wird.