„Ich will Menschen in kritischen Situationen helfen.“

Pressemitteilung /

Nach der Flucht aus Syrien ist Nansi Yahya jetzt Auszubildende auf dem Winterberg und freut sich auf den Beruf.

Nansi Yahya ist 24 Jahre alt und hat im August auf dem Winterberg mit ihrer Ausbildung begonnen. Nach vier Jahren und erfolgreich bestandenem Examen wird sie voraussichtlich examinierte „Pflegefachfrau mit Fachweiterbildung Intensivpflege und Anästhesie“ sein und kann auf Intensivstationen, in Notaufnahmen oder ähnlichen Bereichen arbeiten. Diese vierjährige spezialisierte Ausbildung auf dem Winterberg ist deutschlandweit einmalig.

Im Radio-Interview mit SR3 hat sie berichtet, was sie dazu bewegt hat, mit dieser Ausbildung auf dem Winterberg zu starten. Hier geht es zum Beitrag.

Die Vergangenheit hat ihren Berufswunsch geprägt

2019, als Nansi mit ihrer Familie aus Syrien nach Deutschland geflüchtet ist, hätte sich die heute 24-Jährige das nicht träumen lassen. Die Erfahrungen von ihrer Flucht und alles, was sie im Krieg gesehen hat, haben sie geprägt – nicht nur als Mensch, sondern auch, was ihren Berufswunsch angeht: „Ich will etwas tun, mit dem ich Menschen helfen kann. Ich will in kritischen Situationen da sein und unterstützen“, sagt Nansi. So verarbeitet sie auch ein Stück weit ihre Vergangenheit: „Im Krieg habe ich gesehen, wie groß das Personalproblem im Gesundheitsbereich ist und mir wurde klar, dass Gesundheit einfach immer die Nummer Eins sein muss – ohne Gesundheit geht nichts. Dazu will ich beitragen.“ Ihr großer Traum ist es, nach der Ausbildung und einigen Jahren Berufserfahrung Medizin zu studieren.

Aber sie weiß auch: Es geht nur ein Schritt nach dem anderen. Sie ist dankbar für diese Chance zur Ausbildung und voll motiviert. Die spezialisierte Fachausbildung auf dem Winterberg hat sie beeindruckt, auch weil das Schulsystem und die Berufswahl in ihrer Heimat ganz anders funktioniert. Dort entscheidet man nach der neunten, manchmal sogar nach der sechsten Klasse, wo die Reise hingeht – entweder wird direkt gearbeitet oder weitergemacht bis zum Studium. Das Konzept „Ausbildung“ war Nansi bislang fremd.

Lernen ist Theorie - und Üben in der Praxis

„Ich lerne viel, freue mich auch sehr auf die Praxiseinsätze. Denn für mich ist Lernen nicht nur Theorie, sondern auch Anwenden und Üben, bis man es richtig gut kann“, sagt sie. Das Konzept des hauseigenen Bildungszentrums auf dem Winterberg sieht genau das vor – ein Mix aus Theorie und Praxiseinsätzen, begleitet von Kursleitung und Praxisanleitern. In den vier Ausbildungsjahren sind mindestens 2820 Stunden Theorie und mindestens 3800 Stunden Praxis vorgesehen.

Sprachen und Helfen stehen im Fokus

An erster Stelle steht für Nansi aber die Sprache – oder besser gesagt, die Sprachen: Sie hat in ihrer Heimat Syrien Arabisch, Englisch und Französisch gelernt, danach kamen Türkisch, Spanisch und Deutsch dazu, aktuell lernt sie Koreanisch. „Mein Deutsch muss aber noch viel besser werden“, sagt sie selbstkritisch, obwohl sie die deutsche Sprache wirklich sehr gut und flüssig beherrscht. Sie ist Perfektionistin: „Die Sprache öffnet einem alle Wege, sie ist am wichtigsten. Wenn ich viele Sprachen spreche, kann ich auch vielen Menschen helfen.“

"Es ist wichtig, dass jeder jemanden hat, der einem zuhört."

„Ich sehe jeden Tag, dass Menschen Probleme haben, sich in einer neuen Umgebung zurecht zu finden oder um Hilfe zu bitten, zum Beispiel, weil sie die Sprache nicht sprechen können. Ich möchte das Gefühl geben, dass sie sicher fühlen. Jeder braucht jemanden, der einem zuhört und dem man sagen kann: Hey, ich brauche gerade Hilfe. Dieser Jemand will ich gerne sein.“ Auch deshalb hat sie so viele Sprachen gelernt, um diesen Ansatz möglichst oft verfolgen zu können. Das tut sie nicht nur im Beruf, auch in Alltagssituationen hilft Nansi gern: „Wenn zum Beispiel jemand im Bus nicht sagen kann, wo er hinmöchte, unterstütze ich natürlich. Es ist wichtig, dass man zuhört.“

"Ich hoffe, dass ich eine Brücke zwischen den Kulturen sein kann"

Dieser Ansatz wird ihr sicherlich auch bei ihrer Ausbildung helfen. Gepaart mit der Fähigkeit, sich schnell zurechtzufinden und anpassen zu können. „Durch die Sprachen kenne ich auch die verschiedenen Kulturen und hoffe, dass ich hier eine Brücke zwischen Kulturen sein kann“, wünscht sie sich. Flexibilität hat sie durch ihre Erlebnisse während der Flucht aus ihrer Heimat gelernt – dass sie in Deutschland eine Zufluchtsstätte gefunden hat, macht sie dankbar: „Wir konnten hier gut ankommen und es wurde sich gekümmert, ich fühle mich willkommen. Vieles, was hier in Deutschland für Kriegsflüchtlinge gemacht wird, hilft uns, uns ein wenig zuhause zu fühlen“, sagt Nansi, „und ich weiß, dass es auch hier Personalprobleme im Gesundheitsbereich gibt. Durch meine Ausbildung im Pflegebereich kann ich so vielleicht ein wenig zurückgeben.“

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Nansi Yahya erzählt im Radio-Interview mit SR3, was sie zur Ausbildung auf dem Winterberg bewegt hat.
Nansi Yahya, 24, hat mit einem Radio-Redakteur von SR3 über ihren Ausbildungsstart und ihre Erfahrungen während der Flucht aus Syrien gesprochen.