Die Planungen zur besseren grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung gehen voran: Gesundheitsminister Magnus Jung und Christelle Ratignier-Carbonneil, die Generaldirektorin der französischen Regionalen Gesundheitsbehörde „Agence Régionale de Santé“ (ARS) Grand Est, statteten im Rahmen eines gemeinsamen Treffens dem Winterberg einen hochrangigen Besuch ab.
Die Schlaganfallversorgung muss in den Fokus
Die große Botschaft dieses Treffens: Die grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung in der Großregion soll weiter verbessert werden. Es geht jetzt darum, über ein weiteres Abkommen im Rahmen der bestehenden MOSAR-Kooperation zu sprechen. Dabei richtet sich der Blick nun auf die Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Schlaganfallversorgung. Ein entsprechendes medizinisches Konzept wurde der Generaldirektorin vorgestellt.
„Wir sehen großes Potenzial in der Behandlung französischer Schlaganfall-Patienten bei uns auf dem Winterberg“, sagte Dr. Christian Braun dazu bereits vor einigen Monaten. Er setzt sich schon seit Jahren intensiv dafür ein, dass die Schlaganfallversorgung grenzüberschreitend möglich wird: „Es ist nicht nachzuvollziehen, vor allem nicht im Sinne der Patientinnen und Patienten, dass jemand in Forbach einen Schlaganfall hat, mitunter bis nach Metz gebracht wird, das sind 60 Kilometer. Wir sind in Sichtweite und könnten in wenigen Kilometern Entfernung die Versorgung übernehmen. Diese Hürde müssen wir gemeinsam meistern.“
Kardiologie, Neurochirurgie, Nuklearmedizin - und jetzt Neurologie?
Dafür scheint die Bereitschaft in beiden Ländern der Grenzregion vorhanden zu sein: Die bestehende Gesundheitskooperation zwischen dem lothringischen Département Moselle und dem Saarland Mosar wurde im September des vergangenen Jahres um ein drittes Zusatzprotokoll erweitert: Nach den Bereichen Kardiologie und Neurochirurgie kam kürzlich auch der Bereich Nuklearmedizin in die Kooperation dazu. Nun soll (endlich) das Thema Schlaganfallversorgung auf den Plan.
Auf dem Winterberg begrüßten Verwaltungsdirektor Matthias Mudra und Neurologie-Chefarzt Prof. Dr. Andreas Binder die zahlreichen Gäste aus der saarländischen und französischen Politik, unter anderem den Chef der Staatskanzlei und Europa-Bevollmächtigten David Lindemann, Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung, die Saarbrücker Bürgermeisterin Barbara Meyer sowie Dr. Christelle Ratignier-Carbonneil, Generaldirektorin der ARS Grand Est, sowie Frederic Remay, stellvertretender Generaldirektor der ARS.
Oberärztinnen und Oberärzte aus den Fachbereichen Neurologie, Neurochirurgie und Interventionelle Radiologie des Winterbergs stellten im persönlichen Austausch ihre Erfahrungen bei der Versorgung von Schlaganfall-Patienten vor. Prof. Dr. Andreas Binder führte die Gäste durch einige zentralen Räume der Notfallversorgung auf dem Winterberg: Im "Schockraum" der Notaufnahme zeigte er, wie kurz die Wege durch das in den Schockraum integrierte CT-Gerät sind.
Bei Erkrankungen wie dem Schlaganfall zählt die Zeit: "Time is brain" heißt es und bedeutet: Je weniger Zeit bis zum Beginn einer Behandlung vergeht, desto besser für die Genesungsprognose.
Wie sieht eigentlich ein Stent aus?
In der so genannten Angiographieeinheit gab Oberarzt Luis Geser aus der Radiologie einen Einblick in das, was während einer "Thrombektomie" gemacht wird und wie ein "Stent" eigentlich aussieht. Für viele der Gäste ein beeindruckender Einblick: "Danke für die Zeit, die Sie sich genommen haben, um uns das alles zu zeigen", sagte die Generaldirektorin der ARS nach dem Rundgang, "für uns ist es wichtig, dies alles zu sehen, das ist das Fundament für eine weitere Entwicklung der Kooperation".
Chef der Staatskanzlei: "Wir haben die Arme weit geöffnet."
Daniel Lindemann betonte, dass im "französischsten Bundesland Deutschlands" mit der neuen Frankreichstrategie auch der Gesundheitsbereich eine zentrale Rolle einnehme: "Wir haben die Arme weit geöffnet für alles, was die Kooperation mit unseren Nachbarn angeht", sagt er: "Grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung ist ein Thema, das wir unbedingt gemeinsam angehen müssen."
Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung bedankte sich für die interessanten Einblicke und erklärte: „Trotz der Unterschiede zwischen dem deutschen und dem französischen Gesundheitssystem gibt es eine enge und kontinuierliche Zusammenarbeit, um die bestehenden Hindernisse zu überwinden. Wir arbeiten gemeinsam an der Entwicklung von Vereinbarungen und Instrumenten, die es möglich machen, die beiden Systeme besser miteinander zu verknüpfen – zum Vorteil der Bewohnerinnen und Bewohner der Grenzregion.
Prof. Dr. Andreas Binder begrüßte, dass nicht nur Vertreter der Gesundheitsbehörde und aus der Politik zugegen waren, sondern auch medizinische Kollegen aus französischen Krankenhäusern. "Dieses Treffen heute ist ein guter Push für den weiteren Fortgang der Zusammenarbeit. Es liegt auf der Hand, dass die Patienten und Patientinnen davon gut profitieren können."