Die Gesundheitskooperation zwischen dem lothringischen Département Moselle und dem Saarland entwickelt sich weiter. Nach den Bereichen Kardiologie und Neurochirurgie erweitert ein neues Zusatzprotokoll die MOSAR-Vereinbarung um die Nuklearmedizin. Künftig können deutsche Patientinnen und Patienten vom Winterberg in Saarbrücken sowie den SHG-Kliniken in Völklingen nuklearmedizinische Leistungen im Hôpital Robert Pax in Saargemünd nutzen. Hierzu wurde jetzt im Rahmen der MOSAR-Kooperationsvereinbarung über den Zugang zu grenzüberschreitenden Gesundheitsleistungen im Raum Saar-Moselle nach einer mehrjährigen Verhandlungszeit ein drittes Zusatzprotokoll unterzeichnet. Zu diesem Anlass fand kürzlich die feierliche Unterzeichnung des Zusatzprotokolls im Krankenhaus von Saargemünd statt.
Aus Anlass der Unterzeichnung kamen der ehemalige französische Gesundheitsminister François Braun, der Präfekt des Département Moselle, Laurent Touvet, der Gesundheitsminister des Saarlandes, Dr. Magnus Jung, die Generaldirektorin der Gesundheitsagentur der Région Grand Est (ARS), Christelle Ratignier-Carbonneil, sowie der Präsident des Eurodistrict SaarMoselle, Peter Gillo, und die Vertreter der französischen und der beiden saarländischen Krankenhäuser zusammen.
Verwaltungsdirektor Matthias Mudra unterzeichnete, auf unserem Foto an der Seite von Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung, für das Klinikum Saarbrücken. „Der nächste kleine Schritt ist damit getan und wir können so die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gemeinsam weiterentwickeln“, sagt Matthias Mudra. Bisher sah die Vereinbarung vor, dass französische Patientinnen und Patienten mit Herzinfarkt und Polytraumata oder neurochirurgischen Erkrankungen in Völklingen und auf dem Winterberg behandelt werden können. Das Team Winterberg findet: Da geht noch mehr.
Nächster Schritt: Schlaganfall-Versorgung grenzüberschreitend
Das Klinikum Saarbrücken begrüßt die Weiterentwicklung der MOSAR-Vereinbarung ausdrücklich, wünscht sich aber zeitnah weitere Schritte und konkrete Maßnahmen. „Wir sehen großes Potenzial in der Behandlung französischer Schlaganfall-Patienten bei uns auf dem Winterberg“, sagt Dr. Christian Braun, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des Klinikums Saarbrücken. Er setzt sich schon seit Jahren intensiv dafür ein, dass die Schlaganfallversorgung ebenfalls grenzüberschreitend möglich wird: „Es ist nicht nachzuvollziehen, vor allem nicht im Sinne der Patientinnen und Patienten, dass jemand in Forbach einen Schlaganfall hat, mitunter bis nach Metz gebracht wird, das sind 60 Kilometer. Wir sind in Sichtweite und könnten in wenigen Kilometern Entfernung die Versorgung übernehmen. Diese Hürde müssen wir gemeinsam meistern.“
Gespräche über neue Kooperationsfelder stehen an
Denn derzeit ist es rechtlich nicht möglich, dass Schlaganfall-Patienten aus dem benachbarten Frankreich automatisch in eine saarländische Klinik gebracht werden, selbst wenn der Weg dorthin kürzer als ins nächstgeeignete französische Krankenhaus ist. Da bei einem Schlaganfall jede Minute zählt („Zeit ist Hirn“), pocht das Klinikum Saarbrücken im Sinne einer bestmöglichen Patientenversorgung hier bereits seit Jahren auf eine praktikable Lösung. Ein Transport auf den Winterberg statt nach Metz würde für die Behandlung eine Zeitersparnis von 30 Minuten und mehr bedeuten. Das kann entscheidend für ein „gutes Überleben“ sein: Je schneller die Behandlung einsetzt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass keine bleibenden Behinderungen auftreten.
"Wir können jederzeit starten"
François Gasparina, Direktor des Saargemünder Krankenhauses, sowie Neurologe Dr. Patrick Nesser aus dem Centre Hospitalier Forbach signalisierten im Rahmen der Unterzeichnung Gesprächsbereitschaft und Interesse, mit dem Winterberg schnellstmöglich über eine grenzüberschreitende Schlaganfallversorgung und über weitere mögliche Kooperationsfelder zu sprechen. Im Klinikum Saarbrücken sei man startklar, betonten Dr. Christian Braun und Prof. Dr. Andreas Binder, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Leiter des Neurovaskulären Zentrums (NVZ) auf dem Winterberg: „Wir können jederzeit in die nächste Phase starten.“
Hintergrund: Engagement des Winterbergs zur Stärkung der deutsch-französischen Gesundheitsversorgung
Die ARD hat im Mai 2024 im Rahmen ihres Morgenmagazins (MoMa vor Ort in Saarbrücken) Dr. Christian Braun zu diesem Thema interviewt. Er betonte auch hier abermals, dass es „noch einige Herausforderungen“ bei der Arbeit in Grenzregionen gebe: „Insbesondere die Zeit während der Corona-Pandemie hat deutlich gezeigt, dass es durchaus möglich ist, grenzüberschreitend sinnvoll und schnell zusammenzuarbeiten. Bis diese unkomplizierte Form der Zusammenarbeit auch Einzug in das ‚Tagesgeschäft‘ der Gesundheitsversorgung in der Grenzregion hält, wird es wohl noch dauern: Es besteht noch enormer Handlungsbedarf.“
Auch die Saarbrücker Zeitung berichtete bereits mehrfach über die Bemühungen von Seiten des Winterbergs, die deutsch-französische Zusammenarbeit bei Gesundheitsthemen weiter voranzutreiben, zum Beispiel am 18. Mai 2022: „Wie verhängnisvoll die Grenze für Krankenhaus-Patienten bei einem Schlaganfall werden kann“ oder am 24. September 2023: „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Kliniken: Es ist so viel mehr möglich.“. Der Saarländische Rundfunk thematisierte im Februar 2023 die deutsch-französische Gesundheitsversorgung in einer 45-minütigen Reportage, u.a. mit einem Interview von Dr. Christian Braun: „Patient Grenze – wenn medizinische Hilfe am Schlagbaum endet“.
Über die Unterzeichnungsfeier berichtete auch der Saarländische Rundfunk.